Thai-Tanic
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DISCLAIMER: Der folgende Blogeintrag entstand während meines Freiwilligen Auslandsjahres (2018-19) und bezieht sich insbesondere auf den touristischen Strandurlaub im Süden Thailands. Der Artikel beschäftigt sich mit der Kommerzialisierung der Menschen und der Kultur in Thailand. Aufs schärfste verurteilt er die Objektifizierung der thailändischen Frauen und die Machtstrukturen zwischen Thailänder:innen und weißen Europäer:innen. Ziel des Blog-Eintrags ist und bleibt, die neo-kolonialistischen Strukturen zu reflektieren und Leser:innen strengstens davon abzuraten, jemals einen Strandurlaub in Thailand zu verbringen. Der Eintrag wurde im Nachhinein im Hinblick auf gendergerechte Sprache lektoriert (06.05.2023).

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Willst Du im Abschaum der Menschheit ertrinken? – Unvergesslicher Urlaub in Thailand!

Der Süden Thailands gilt für viele Europäische Länder als das Top Reiseziel in Südostasien schlechthin. Weiße Strände, hübsche Hotels und seelische Entspannung mit Thai-Massagen; Marketing und Reisebüros versprechen oft ein sehr verlockendes Angebot. Frisch-gebackene Abiturient:innen und von der Midlife-crises geplagte Damen sowie Herren pilgern jeden Sommer nach Thailand, das in den Medien als die Party- sowie Traumoase erklärt wird. Auch mich naiver Junge trieb die Neugierde in die so paradiesisch angepriesene Tourismushölle. Im folgenden Artikel beschreibe ich den hässlichsten und grausamsten Urlaub meines Lebens.

Zusammen mit einem guten Freund, den ich von meinem Freiwilligenjahr in Indien kenne, trat ich die Reise nach Thailand an. Wir landeten zuerst in der Hauptstadt. Bangkok ist ein grässliches Beton-Moloch. Eine graue Fassade von monotonen Plattenbauten an 8-spurigen Straßen bilden ein flächendeckendes, rechtwinkliges Wohn-Grid, das versucht so viele Menschen wie möglich auf engstem Raum einzupferchen. Die einzige Farbe existiert in Leuchtreklamen unzählig aufgereihter Tankstellen.

Nach der Besichtigung der Hauptstadt Bangkok suchten wir uns in Phang-Nga den berühmtesten Ort für Strandurlaube aus: Patong Beach an der Halbinsel Phuket. Doch unsere Aufregung verwandelte sich schlagartig in Enttäuschung. Identisch-aussehende Hotelanlagen türmten sich auf, entfalteten sich in alle Richtungen vor unseren Augen. Der Strand war zwar größten Teils Plastikfrei, doch jeder Zentimeter war überlaufen von weißen Urlauber:innen. Das lauwarme Wasser beinhaltete zahlreiche Quallen, weshalb meine Waden juckten und kratzten. Von Ästhetik oder Entspannung war hier leider nichts zu finden.

Thailand ist ein von ausländischen Marken und Unternehmen gekauftes Land, das von einem diktatorischen Staat ins Überdimensionale besteuert wird. Beim Anblick der Preise konnte ich Thailand nirgends so richtig genießen, ohne ein schlechtes Gewissen für meinen Geldbeutel zu bekommen. Egal, wohin es uns verschlug, Lebensmittel oder öffentliche Verkehrsmittel kosteten das dreifache wie in Deutschland. Als mein Freund und ich uns vor Hunger verrechneten, gaben wir für zwei McDonalds Menüs umgerechnet 70 Euro aus. Wer in Thailand günstig und gesund essen möchte, der sollte sich mit der Straßenküche zufriedengeben.

Thailand lebt vom Tourismus. Touristen sind eine der wenigen Einnahmequellen für Thailänder:innen. Ein Thailändischer Taxifahrer brachte die Situation auf den Punkt; er sprach meinen Freund und mich direkt an: „Give me money!“ Nachdem wir unsere Stirn in Falten legten, dämmerte es dem Taxifahrer, dass er eigentlich eine andere Frage stellen wollte: „Do you want a Taxi?“

Diese einseitige Abhängigkeit zwingt die einheimische Bevölkerung, nicht nur ihre Kultur, Grund und Boden zu verkaufen, sondern auch ihre Menschenwürde. Junge Mädchen entblößen ihren Körper und bieten sich weißen Touristen an. Nachts tanzen jugendliche Prostituiert:innen in Kurzröcken an Poledance-Stangen auf den Bartischen, um sich Trinkgeld durch unterschiedliche Körperöffnungen abzuholen. Es gibt sogar eine Sexshow und andere Eigenarten, um das weiße Publikum zu belustigen. Diese Abartigkeit beruht allerdings auf zweierlei Seiten: zum einen, stellen sich Thailänder:innen bewusst auf eine unterwürfige, unmenschliche Position; zum anderen, ist gerade dieser Sextourismus der Grund, warum weiße Europäer:innen nach Thailand fliegen. Nicht ungewöhnlich scheint es für ein Ehepaar mit Kinderwagen einem Thaimädchen unter den Rock zu fassen oder sich auf eine Sexshow einzulassen.

Durch die unfaire Balance zwischen privilegierten Tourist:innen und den thailändischen Menschen „zweiten Grades“ entsteht Segregation. Auf der einen Seite führen sich Europäische/Amerikanische Tourist:innen auf, als wäre Thailand samt Bevölkerung ihr Eigentum; auf der anderen Seite tolerieren die Thailänder:innen das Benehmen, solange sie von dem Geschäftsmodell profitieren. Dennoch führt die gesellschaftliche Trennung manchmal zu Auseinandersetzungen. Als ein Thai mit seinem zwei-tonner Pickup den Gehweg überquerte, um auf seinen Parkplatz zu fahren, fuhr er meinen Freund an, indem er gewissermaßen für zehn Sekunden auf seinem Fuß parkte. Statt sich für die Verletzungen zu entschuldigen, beschimpfte er uns nur respektlos.

Das paradiesische Bild Thailands entpuppt sich als Illusion. Der Badespaß besteht darin sich einen freien Liegeplatz am überfüllten Strand oder im alltäglichen Bordell aufzusuchen. Junge Influencer:innen posen an Palmen vor Handykamera, um die sinnlosen Ausgaben ihrer Reise wenigstens auf Instagram rechtfertigen zu können. Doch der Schein trügt und aus den Enttäuschungen kann auch Frustration resultieren. Ich wurde von zwei angetrunkenen Männern zusammengeschlagen, als sie in ihrer Verbitterung des Urlaubs glaubten, dass ich mich über sie lustig gemacht hätte. (Dabei habe ich über eine Straßenkatze gelacht, die selbstverständlich in ein Lebensmittelgeschäft spazierte.) Ich erfuhr einen kurzen Blackout und musste im Krankenhaus genäht werden. Zu meinem Pech, reichte mein Taschengeld nicht für die spontane Operation; wer hätte auch damit rechnen können? Den Rest unseres Urlaubs verbrachten wir auf der Polizeistation, die es nur zur Dekoration in Patong gab. Statt mit den Aufzeichnungen zahlreicher Videokameras die Täter zu suchen, entschied sich das Personal der Polizei uns an Ort und Stelle festzuhalten, bis wir das Krankenhaus bezahlen konnten. Nach höfflicher Nachfrage, ob wir gehen könnten, brüllte der Beamte: „Sit the fuck down!“ Das war wahrscheinlich auch der einzige vollständige Satz, den der Polizist auf Englisch beherrschte.

Liebe Leser:innen, wenn Sie einen „exotischen“ Strandurlaub machen wollen, gehen Sie nicht nach Thailand. Fliegen Sie nach Goa, Indien. Verglichen mit Thailand ist Goa kulturell reicher, ästhetisch schöner, 420 entspannter und tausendmal günstiger. Genießen Sie die mit Palmenübersäte Westküste oder entdecken Sie die inspirierenden Landschaften und die wunderschönen Tempelanlagen Indiens.

Nachtrag (06.05.2023)


Dass es Thailand an einem Moralkompass fehlt, im Hinblick auf Menschenrechte und kulturelle Prostitution, ließ sich abermals in den Nachrichten bestätigen. Inmitten des Ukraine-Krieges behalten Thailänder:innen den Russischen Tourist:innen gegenüber, politische Neutralität. Der fragwürdige Beigeschmack wird indessen ignoriert, solange Russische Tourist:innen eine attraktive Einnahmequelle sind. (vgl. u.a. ZDF heute Nachrichten am 08.04.2023: https://youtu.be/SICJX0-7NHo).

Dieser Blog-Eintrag geht nur auf einige kritische Punkte ein, die ich selbst erlebt habe. Der Artikel lässt zu wünschen übrig, dass Leser:innen die vernünftige Entscheidung treffen, keinen perversen Strandurlaub in Thailand zu machen. Meiner Meinung nach sollte die Menschenwürde nicht käuflich sein.

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